Nach der bereits erwähnten, entsaftenden (7 Stunden Dauersauna) Zugfahrt von Hampi, kamen wir im berühmt-berüchtigten Party-Staat Indiens, Goa an (viele Inder machen hier Urlaub und geniessen den ungehemmten und öffentlichen Alkoholkonsum). Zusammen mit Mike, einem british Backpacker, den wir am Bahnhof während des Anschlussticket-Ergatterungs-Gerangel* kennengelernt haben, machten wir uns auf an den Palolem-Beach im Süden Goas – einem wie es hiess ruhigen und weniger Goa-typischen Strand. (* Mike stand hinter uns in der Warteschlange, wobei Wartetraube das richtigere Wort ist, denn vor dem Schalter gehts zu wie beim Aktionswochenverkauf bei Aldi, und erster ist, wer den längsten Arm hat.) Nunja, aber mit viel Humor und vereinten Kräften ergatterten wir uns die heissbegehrten Tickets und machten uns auf den Weg. Atemberaubend an der Fahrt war einzig das Gekreische der Inder sobald der Zug in einen Tunnel fuhr (warum wissen wir bis heute nicht) und die zunehmend rusige Luft bei langen Tunneln (Tunnel+keine Fenster+Diesel-Lok=Raucherlunge).
Angekommen am Strand machten wir uns auf die Suche nach den besten Bambushütten von Palolem Beach – keine einfache Aufgabe, denn hier reihte sich auf den ersten Blick dicht-an-dicht eine neben der anderen, zwischendrin ein paar gemütliche Strandrestaurants. Doch Mai ist Saisonende in Goa, das heisst die Hütten abgerissen und am Anfang der neuen Saison wieder aufgebaut. In Indien heisst das soviel wie, die Hütten werden so konstruiert, dass sie MAXIMAL bis Mai durchhalten, denn man erspart sich ja Abbauarbeit wenn die Hütte sich von selbst zurückbaut. Dementsprechend schrottig und wackelig war auch unsere erste Bambus-Stelzen-Hütte. Dass wir nicht durch den bereits hängemattenartigen Boden gebrochen sind, grenzte an ein Wunder und wenn man auf dem Klo sass (wenn man den Mut besaß und sich entspannnen konnte), dann kam man sich vor wie auf irgendeinem Drogentrip weil alles irgendwie surreal schief hing. Aus Safety-reasons und dem Streben nach “der ultimativen Hütte” wechselten wir nach 2 Nächten in ein bodenständigeres Hüttchen. Daran dass die Waschbecken einem beim Händewaschen schier entgegenfallen, die Klospülung in erster Linie für die Reinigung des Badbodens zuständig ist, oder dass einem Kakerlaken beim Kacken zuschauen gewöhnt man sich in Indien schnell – wir nannten es “the Indian Standard” – man denkt einfach positiv und sagt: “Cool, das Mosquitonetz hat nur drei golfballgrosse Löcher!” oder “Juhu, die Nägel sind nicht ganz versenkt, ideal als Kleiderhacken!” Auch dass Mike nebenan seine Zahnbürste mit einer Ratte teilen musste, verwunderte uns nicht mehr. …Aber im Ernst, was soll man für 3 Euro pro Nacht gross erwarten.
So verbrachten wir ein paar Tage in Palolem mit Baden, Rumgammeln und Nichtstun, kurz: Wir genossen das sorgenfreie Strandleben an einem touristischen Örtchen abgeschirmt vom “wahren” Indien.
Um noch einen etwas populäreren Goa-Strand zu erleben gings dann weiter nach Nord-Goa, Arambol-Beach: (Mike, der hier bereits zwei Monate vorher war, schilderte es uns im groben so: Refugium für Hippies, hängengebliebene Althippies, Drogis und Alternative, gemütlich entspannte Atmosphäre, schöner Strand.) Die Reise dorthin stellte sich mal wieder als typisch indisches Fiasko heraus. Nichts funktioniert so, wie man es sich vorstellt. Letztendlich mussten wir für die ca. 60 km drei verschiedene Bus- und zwei TukTuk-Fahrten auf uns nehmen und brauchten dafür einen kompletten Tag. Ja noh! Wir haben ja sonst nichts vor.
Party over!
Als wir dann in den Abendstunden endlich in Arambol ankamen, wollten wir am liebsten gleich wieder abreisen. Vollgemüllter Strand, aggresive Hunde, tote Fische, halb abgerissene Hütten, leergefegte Dünenpromenaden, die einst voll mit Strandhütten und Bars gewesen sein müssen – alles in allem machte es einen traurigen Eindruck – etwa wie beim Aldi nachdem die Horden von Aktionswochen-Käufer das Kampffeld geräumt haben. Die Unterkunftwahl war keine Auswahl, denn viel war nicht mehr offen. Auch wenn unsere Bungalowhütte massiv gebaut war (wir waren darüber heilfroh beim uns bevorstehenden Gewaltsgewitter), hatte sie leider nicht halb soviel Charme wie die vorherigen – nunja, positiv denken: Aus der Dusche kam richtig Wasser, das Waschbecken war stabil und auch das Klo spülte
MY FREEEEND!!!!
Zudem schien dies das Hauptreiseziel der draufgängerischen Russen zu sein, jedenfalls wurden auch wir, egal ob Restaurant oder Shop auf Russisch angelabert und mit “My Freeend” begrüsst. Wegweiser und Speisekarten gabs natürlich ebenfalls in russischer Schrift. Na dann: Nastrovje!
Love or hate India?
Es heisst ja entweder liebt man Indien oder man hasst es. Für uns gilt: Weder noch. Auch wenn Indien von uns wohl nicht Platz eins der Reiseländer schlechthin einnimmt, war es doch eine wahnsinnig eindrückliche Erfahrung die wir nicht missen wollen, im Guten wie im Schlechten. Ob unsere nächste Reise wieder nach Indien gehen wird? Wohl eher nicht.
Weitere Impressionen aus Goa… könnten hier sein, wären wir nicht so verdammt fotofaul gewesen
Weiter gehts nach Japan – das Land, das uns wohl finanziell in den Ruin stürzen wird.
empfange ich die Schwingungen falsch, oder spüre ich absolute Begeisterung in Sachen Goa???
Haha…empfängst du schnoddrige Vibrations auf Kurzwelle? Stell mal auf Mittelwelle um, da Kann man das rauschen der Sinus-Wellen besser hören Nunja also an n Ballermann kommt Goa halt einfach nicht an. isch ja au glar, mehr Sangria weniger Wodka