Monthly Archives: April 2014

Mumbai aka Bombay – Prada trifft Slumdog

Hüü-Hüpppfff – endlich Meer! (wenn auch nur der unidyllische Mumbai-Metropol-Strand)

 

Nach unserer 24-stündigen Zugfahrt, die sich als sehr angenehm und erholsam rausstellte, da wir dank der gehobenen Klasse sowohl endlich mal wieder Airconditioning und wenig neugierige Inder um uns hatten, kamen wir morgens in Mumbai an. Es herrschte bereits brütend feuchte Hitze, so dass wir nach 5 Minuten schon wieder komplett durchnässt waren. Ausserdem erfuhren wir gleich mal, was es bedeutet, in Mumbai mit den städtischen Zügen fahren zu wollen. Wir ergatterten uns ein Ticket für die erste Klasse (da wird ja wie in der S-Bahn nix los sein) und warteten dann brav am Gleis zwischen Schweinen, Ratten, Slumbewohnern und anderen Mumbaianern. Doch als der Zug dann endlich einfuhr, quollen Heerscharen von Indern aus den Waggontüren und gleichzeitig pressten sich eine ebenso grosse Anzahl in die Abteile rein, als der maximale Inder-Pressdruck im Innern des Waggons erreicht war, hingen sich die restlichen Wartenden einfach aussen dran. Wir standen mit unseren Riesenrucksäcken und ungläubig mit aufgerissenen Augen immernoch aussen, als der Zug dann letztenlich abfuhr. No Chance!!! – das kann ja heiter werden…

Stählernes Nachtlager der Indian Railways

Das einzig “leere” Zugabteil

Schweissmief und starrende Inder… I’m lovin it!

Feucht, heiss, laut und dreckig- welcome to India!

Doch dank des Tips eines netten Inders fanden wir dann doch noch einen weniger überfüllten Zug und konnten uns sogar Sitzplätze ergattern. Zudem bekamen wir gleich Gebäck zum Frühstück. Irgendwie bieten die Inder, sobald sie im Zug essen, gleich dem gesamten Abteil ihre Speisen an. Diesmal bekam sogar ich als Frau was angeboten – ein kleines Wunder! An dieser Stelle könnte ich mich doch gleich wieder über die Stellung und das Ansehen von Frauen in Indien auslassen – ich lass es lieber, sonst uferts aus.

Irgenwann kamen wir in unserem Budget-Hotel an. Dank Lonely Planet haben wir sogar im völlig überteuerten Mumbai ein bezahlbares Zimmer gefunden – sogar mit Blick auf den Hafen (von der Rezeption aus). Das “Zimmer” stellte sich dann jedoch als Schall-, Luft- und Lichtdichter Bunker ohne Fenster heraus. Natürlich ohne Klimaanlage und das bei 35 Grad – Saunatuch raus und gute Nacht? Dafür war es für Mumbai-Verhältnisse einigermassen jünstich…

Ich sehe Meer und rieche Hafen. Flanieren an der Hafenpromenade.

Taj Mahal Palace Hotel – ohne Goldklunker kommt man nicht am Pagen vorbei… MIST!

Waaaaaahhh the attack of the Wada-Pav… Köstlich!

Indischer Volkssport: Cricket

Mumbais Wahrzeichen mit brittischem Touch – Victoria Terminal

3 Tage in der chaotischen Metropole, in der 16 Millionen Einwohner leben haben uns dann aber wieder gereicht. Aufgrund des hohen Armenanteils hängen einem ständig bettelnde Kinder am Rockzipfel, zudem sind die Gehwege von schlafenden oder Muskelschwunderkrankten Gestalten belagert, die Babys schlafen in irgenwelchen Netzen, die auf den Verkehrsinseln der völlig überfüllten Hauptverkehrsstrassen gespannt sind – und direkt um die Ecke befinden sich dann die Haute-Couture Boutiquen – crazy india. Basare noch und nöcher-”Yes Please, Sil….” ab und zu sogar auch “Madame, here please…”! Um endlich mal etwas Ruhe vom Chaos zu bekommen und vor allem Temperaturen unter 30 Grad zu schnuppern, sind wir diesmal sogar ins Museum für Moderne Kunst geflüchtet – was jeden Kurator und Konservator zum heulen gebracht hätte – zumindest haben wir einen kleinen Einblick in die uns eher unbekannte indische Kunst bekommen, auch wenns uns wahrlich nicht vom Hocker gerissen hat, aber es war angenehm kühl und ruhig.

Die Briten hatten hier früher das Sagen- man sieht’s.

“GULLEWATSCH POINIIIIII” Biddeee, ein Was? ich versteh immer “Gulasch du Heini”

Mhh, ob ich mich besser als Inderin verkleide?!?

Der Raum war beeindruckender als die Ausstellung

Dass Mumbai zudem die Bollywood-Metropole schlechthin ist, hat Hardy am eigenen Leib erfahren. Sie wollten ihn dort gleich zum Filmstar machen. “Nein Danke, ich arbeite bereits für Hollywood und tanzen und singen ist eh nicht so meins. Sorry da ruft gerade Spielberg an, ich muss dran…” An Hollywood und American Diner erinnerten auch die Restaurants, aber statt Burger und Fritten gab es die bisher köstlichsten indischen Thalis. Dazu die erste Stadt mit Bars die Bier ausschenken, der Hammer – leider war auch Hammerpreise!

Chai im indischen American Diner… das Bier kam danach.

Lecker….gesalzener Lemon Soda

Deko-Basar, mehr Schrott als bei Nanu-Nana

Genug Grossstadt, tschüss Mumbai – weiter gehts wieder mit dem Nachtzug gen Süden.

En voila – Hier hats mehr Bildchen aus Mumbai:

Heinz & Hilde auf Expedition in der Thar-Wüste

Nach sovielen Städten hatten wir vorerst die Schnauze voll von Sightseeing, smoggigen, lauten, dreckigen und vollen Strassen. Irgendwas anderes wäre mal nett. Aber was machen, wenn man sich in einem Wüsten-Staat wie Rajasthan befindet? Genau – wir basteln uns n Turban, klauen uns zwei Kamele und werden zu Schamanen… oder so ähnlich.

…sieht leerer aus als es in Wirklichkeit war!

Gesagt getan. Somit ging die Fahrt nach Bikaner – nahe der Pakistanischen Grenze – und mitten in der Thar- Wüste. In der brütenden Nachmittagshitze gehts in Jaipur mit dem Zug los in der nichtklimatisierten, dafür luftig-fensterfreien Holzklasse die vollgestopft mit neugierig gaffenden und glotzenden Indern ist. (Man kommt sich etwas vor wie E.T., so wie die einen anstarren) Nach einer 6 stündiger Sauna-Fahrt, Schenkelschweiss-an-Schenkelschweiss, kommen wir spät abends in Bikaner an… immernoch gefühlte 40 Grad – wir sehen schon die Schlagzeile vor uns “Deutsche Kamel-Diebe erleiden Hitzeschlag”. Am nächsten morgen solls los gehen Kamele foppen.

Unser Kamel-Dealer Vino stellt sich als Mafia-Mann erster Güte raus und man will nicht wissen was er neben Kamel-Safaris noch anbietet und verkauft. Er bringt uns mit dem Auto in die Wüste, dort sollen wir unsere Kamele inkl. englischsprechendem Guide und die Kameltreiber treffen. …oder er erschiesst uns rücklings und klaut die 5000 Rupien die wir bei uns haben…

Hinz & Hild

Doch alles gut. Zwei gesattelte Kamele, ein Kamel mit Karren, 2 Kameltreiber 1 Kameljunge und ein Guide warten bereits auf uns. Huii, ganz schön gross diese Wüstenmopeds, wenn die vor einem stehen. Zum Glück können die ihr Fahrgestell zum Einsteigen zusammenklappen. Ohne grosse Instruktion sollen wir aufsteigen auf die Kamele – aber Moooment, erstmal möchte ich deinen Namen wissen – also vom Kamel… “oh actually the camel-man don’t give names to them, you know they sell them if they don’t need them or they need the money…” – seis drum, hallo Heinz, gestatten wenn ich mich auf dich setze? Heinz rülpst oder lässt einen animalisches Geräusch von sich, was ich als Ja interpretiere und geschmeidig wie John Wayne schwinge ich mich auf Heinz’ Rücken. “Now, attention and hold on tight!” – hää…was? – und schon gehts hoch – wie eine Hebebühne, dem die Nockenwelle verrutscht ist rüttelt und tut Heinz unter mir und in drei Aufsteh-Phasen erreicht er seine endgültige Einsatzhöhe. Sarah weiss zum Glück bereits was auf sie zukommt, staunt aber auch nicht schlecht über das Aufstehprocedere ihrer Hilde. Wir hatten ja bereits vorab gelesen, dass Kamel-Reiten sehr gewöhnungsbedürftig ist, aber dass mein Heinz auch noch Allrad-Probleme hatte und bei jedem zweiten Schritt eine Fehlzündung oder nervöse Zuckung hatte, machte das Geholpere nicht geringer.

Links im Bild: Hinz, rechts Hild

Hat Hild frisch Wimperntusche aufgelegt?

 

Das 5-Phasiges-Abstiegsprocedere

 

 

 

Ab in die Wüste

Es ist 10 Uhr als es los geht und der Planet zeigt uns was Sonne-satt in Indien bedeutet! Vor uns endlose karge Hügel mit rotgelbem Sand, wenig wirkliche Dünen, dafür mehr Steppe und Tiere. Wüstenfüchse, Antilopen, Echsen, Geier und etliche Kadaver von verendeten Kühen und Schafen. Ansonsten passiert relativ wenig, man lässt sich gut von seinem fahrbaren Untersatz durchrütteln, geniesst die Aussicht und Ruhe, die lediglich von den monotonen Geräuschen des Wagens sowie den Rülps- und Kaugeräuschen der Kamele gestört wird. (Wobei Sarahs Hilde die deutlich Verfressenere war, sie zauberte sich ständig wieder einen Snack aus den Tiefen ihres Magens hervor). Gegen Mittag legen wir eine lange Siesta ein, und die Kamel-Männer bereiten ein einfaches aber köstliches Gemüse-Curry sowie leckere frische Chiapatti auf einer Feuerstelle zu. Die Kamele suchen sich ihrerseits auch Snacks an den dornigen und dürren Steppenbäumen. Am Nachmittag gehts dann nochmal für 3 Stunden auf die Wüstenmopeds, unsere Allerwertesten sind heilfroh als wir abends das Nachtlager erreichen…

Hitzeschlag oder Mittagschlaf?

Auch den Antilopen macht die Hitze zu schaffen…

…Wir wollen unter freiem Himmel in der Wüste übernachten, wie wir gehört haben muss der Sternenhimmel gigantisch sein. Dummerweise ist Vollmond, Mensch haben wir ein Glück, haha. Dafür warten bereits zwei kühle Biere auf uns – die ein Inder, der mit einer anderen Touristin den Sonnenuntergang in der Wüste betrachten wollte, uns mitbringt. So geniessen wir den Sonnenuntergang mit Kingfisher – und haben widererwartend doch etwas zum anstossen, denn heute ist unser Around-The-World-Bergfest (=Halbzeit). Abends gibt es wieder ein leckeres Curry, dann verabschieden sich die Camel-Man inkl. Kamele, die morgen früh versprechen wiederzukommen und wir verbringen den Abend mit unserem, wie sich heraustellt, sehr netten Guide Hussein und haben einen interessanten und unterhaltsamen Abend mit ihm.

Proschd Hinz!

Es gab auch Dünen…

Die Nacht unter freiem Himmel ist trotz Vollmond und fehlenden Sternen eine besondere Erfahrung, auch wenn die “Betten” keineswegs deluxe sind. Zum Sonnenaufgang gibts Chai und Toast, dann geht es bald auch wieder los auf Hinz & Hild. Grosse “Aha”- oder Landschaftsänderungen gibt es nicht, nur die Anzahl der Strommasten nimmt stetig zu, ein Indiz dafür, dass wir wieder auf dem Rückweg sind. Es folgt wieder eine lange Siesta und wir sind froh, dass es danach nur noch eine Stunde auf dem Kamel zum Abholpunkt zurückgeht und wir a.) aus der Sonne sind b.) eine Dusche auf uns wartet.

Tag 2 – los gehts…

Kurz vor der Endstation…

Abends laden wir unseren Guide noch zum Essen ein und schlendern mit ihm noch etwas durch die Altstadt von Bikaner, hier hat uns der gewöhnliche indische Stadtwahnsinn dann schnell wieder eingeholt. Dann gehts recht früh ins Bett, denn am nächsten Tag müssen wir früh los , um die Marathon-Zugfahrt nach Mumbai anzutreten (24h 10 Min.) Es war wiklich eine tolle Sache die Wüste mal hautnah zu erleben, aber wir sind uns einig, dass 2 Tage völlig genügen, danach wirds wohl eher langweilig und anstrengend für den Arsch. (Und schon diese beiden Tage haben deutliche Spuren hinterlassen – Jetzt haben wir im wortwörtlichen Sinn den Arsch offen! – autsch.)

Next Stop Mumbai.

 

…und hier noch ein paar Bilder von der Kamelsafari

Die Halbzeit-Analyse!

Vor wenigen Tagen hatten wir unser Around-The-World-Bergfest mit “Hinz und Hild” (dazu bald mehr separat). Zum “grossen Bergfest” am 14.4. haben wir keine Kosten und Mühen gescheut und haben uns sogar ein kühles Bier in die brechend heisse Wüste liefern lassen (mehr als ein Bier konnten wir uns nicht leisten, von wegen Indien ist so günstig…tssss ;) ) – zugegeben hat der Zufall gut mit reingespielt! Zur Halbzeit-Analyse also eine kleine Liste von Dingen,…

…die wir bisher vermissen:

  • Salat
  • das eigene Bett & gemütliches Daheim
  • Sonntagabend-Tatort
  • andere Klamotten
  • original Coop Sellerie-Salat
  • Brot & Gruyere
  • joggen & biken
  • selber kochen
  • Wein
  • Feierabend & Wochenende
  • Quöllfrisch
  • Meer & Berge
  • Neue Musik
  • Haare föhnen
  • Nutella & Espresso
  • Felsen
  • euch alle
  • unaufdringliche Verkäufer
  • Temperaturen um die 25 Grad
  • zivilisiertes menschliches Verhalten (nicht rotzen, rülpsen, furzen, kacken, pissen oder starren…)
  • saubere sanitäre Anlagen
  • umweltbewusste Menschen
  • vieles vieles mehr… ;)

…die wir nicht vermissen:

  • Montage
  • Regen
  • Wecker
  • tägliches Geschirrspülen
  • putzen
  • Schweizer Preise
  • bestimmt ach noch mehr :)
…to be continued. Wie gesagt – eine unvollständige Liste.

 

Das glühend-heisse Dreieck: Delhi–Agra–Jaipur

Zwischenbilanz

  • Tage in Indien: 12
  • Tage mit Durchfall: 6
  • involvierte Verkehrsunfälle: 2
  • Anzahl Lassis: 24
  • Gekaufte Kamele: 0
  • Durch feilschen gespartes Geld: 360 Rs
  • Bezahltes Schmiergeld: 600 Rs
  • Maximaltemperatur: 43 Grad
  • Anzahl Regentage: 0
  • Niedrigste Temperatur: 24 Grad (klimatisiertes Restaurant gefunden)
  • Zugfahrten: 4 – Gesamtkilometer: 2016 km
  • Längste Zugfahrt: Bikaner – Bombay: 24h 10 min + indische Reise-Toleranz-Zeit

 

Und genau auf dieser Fahrt befinden wir uns nun gerade, somit genug Zeit mal wieder das Vergangene in Wort & Bild zu fassen. Zu Beginn wollten wir, wie es sich für einen ordentlichen Touristen gehört das sogenannte “goldene Dreieck” im nördlichen Teil Indiens bereisen.

New Delhi – Is this India?

Los gehts…aber wann kommt er denn nun der Zug und wo???

Man erwartet ja etwas anderes, wenn man in Delhi aus dem Flieger kommt. Wir dachten, dass dort heilige Kühe an den Gepäckausgaben grasen, Gurus einem die nächsten Flugankünfte voraussagen, emsige Luggage-Wallahs versuchen den ankommenden Touristen ihre ersten Rupies aus den Taschen zu leiern und Hotel-Schlepper einem die allerbesten und “Special-Prices for you my friend” Angebote machen.

Etwas enttäuscht stellten wir also fest, dass dem nicht so ist. Hell, ultramodern und menschenleer – sind wir wirklich in Indien angekommen? Dass wir wirklich in Indien waren, stellten wir fest als wir aus der Express-Metro in New Delhi Railwaystation ausstiegen. Knapp 40 Grad, sengende Hitze – und alles voller Menschen, Tuk-Tuks, Fahrradrikschas, Kühen, Mopeds oder Autos. Es riecht, lärmt, hupt, es stinkt nach Urin nach Fäkalien, nach Müllkippe, nach Smoggeschwängerter Luft – “WELCOME TO INDIA!” mit diesen Worten wurden wir von einem turbantragenden Inder begrüsst. Ob wir denn das erste mal in Indien seien, woher wir kommen, seid wann wir da seien. “Just arrived now?? You know you have to register at tourist-office?” häää? warum das denn. “No we just want to cross the railwaystation there is our hotel, you know where we can cross?” – “NOOOO crossing not allowed without railway-ticket – but you have to register anyway… Its election-time, every tourist has to register – Delhi is very security-loving you know? No problem I drive you…” – und bähm fällt man schon auf den ersten Inder rein, der einem über den Weg läuft. Die Fahrt mit dem Tuktuk endet natülich vor einem Hinterhof-Travel-Office-Büro dem man schon von aussen ansieht, dass hier dumme Touris über den Tisch gezogen werden. Wir “bedanken” uns vor der Türe, ärgen damit einerseits den Fahrer, der seine dicke Provision kurz vor dem Ziel flöten gehen sieht und andererseits uns über die dumme europäische Gutgläubigkeit. Statt wie geplant zu laufen nehmen wir ein anderes Tuk-Tuk (natürlich für nun einen überhöhten Preis, dafür versichert einem der Fahrer mit breitem Grinsen “Nomole tourist info!”) – ja dann. Welcome to India – und wieder die Gewissheit, dass auch hier wie in Südostasien ein ähnliches Spiel mit Touristen gespielt wird: Rip the rich white man!

Angekommen, erstmal ESSEN. Indian Special Thali.

 

“Yes Sir!” – Delhi-Sightseeing

Wenn man also mit grossem Backpacker-Rucksack auf der Strasse steht ist man sowas wie Freiwild in den Augen der Inder. Jedenfalls kann man sich dann kaum retten vor Angeboten “Yes sil, Tuk-Tuk?” “Need Hotel? vely nice hotel – cheap-cheap.” “Yes sir, ailpolt? I show you…” – wir dachten das legt sich, ohne grossen Rucksack – dem ist aber nicht so, kaum verlässt man die Türe des Hostels wird man umringt von bettelnden Kindern, Tuk-Tuk-Fahrern, Fahrradrikscha-Fahrern oder sonstigen Herren die einem von Hotelunterkünften über Drogen bis zu “Partyeinladungen” alles andrehen wollen. Deren Hartnäckigkeit ist dabei umwerfend und mit der Zeit recht mühsam. Ein einfaches “No, thank you” reicht meist nicht aus, entweder man muss seine Antwort 10mal wiederholen, den Schatten unbeachtet neben sich weiterbrabbeln lassen oder man spielt den unfreundlichen Ausländer und gibt mit dem Tonfall des “NO” und einem strafenden Blick klar zu verstehen, dass bald Taten folgen wenn er nicht bald aufhört zu nerven.

Wenn nur alle Verkehrsteilnehmer hier so gechillt wären

Dazu die knallvollen Strassen, alles hupt und schiebt und zwischendrin stehen die Kühe und denken sich wohl nur “ja und?” Um uns vor dem Chaos zu “retten” flüchten wir uns ins Jantar Mantar – eine Parkanlage mit beeindruckenden terracotta-roten historischen Sternwarten und einer gigantischen Sonnenuhr – ein ruhiger Platz um der ersten Hektik des Ankunftstages zu entgehen. An einem Punkt hatte der schlitzohrige Tuk-Tukfahrer jedoch Recht, die Inder sind paranoid was Sicherheitsvorkehrungen angeht, so muss man an allen Metro- und Bahnstationen sowie an den meisten Sehenswürdigkeiten einer Leibesvisitation unterziehen – wobei ich glaube bei der Gründlichkeit könnte man sich das oftmals sparen, aber abschreckend wirken die Militärs mit den MGs im Anschlag schon irgendwie…grazy india.

Jantar Mantar – überdimensionale Sonnenuhr

hä? wieviel Uhr is jetzt?

Unsere kommenden zwei Tage Sighseeing fallen dummerweise auf ein Wochenende, so dass wir weder beim Red Fort, dem Chandni Chowk (der grossen alten Basarstrasse – so bunt, so voll – mit einem noch eindrucksvolleren und reizüberflutenden Gewürzbasar) noch am Humayuns Thomb alleine waren. Darüber hinaus sind wir auf Ghandis letzten Schritten gewandelt und haben den Ort besucht, an dem er 1948 von einem verrückten Hindu erschossen wurde sowie den Ort an dem er anschliessend verbrannt wurde – bevor es nach 3 Tagen in Delhi weitergehen sollte Richtung Agra…

Like it spicy, Sil?

Like it mol’ spicy???

Wir sind echte Fans von diesem Pickle-Chutney-was auch immer…puäähh

Im Gandhi Muesum

Gandhis Kremations-Platz

“My life is my message.” M. Gandhi

Leere Strassen – und das in Delhi??

…dafür volle Gassen.

…weitere Impressionen aus New Delhi: 

Akro in Agra?

Kotzalarm?! Zum Glück kams nur unten raus.

Schon am Abfahrtsmorgen wird Hardy von der indischen Reisekrankheit heimgesucht, die uns, wir wir noch unschwer ahnen, die nächsten Tage hartnäckig begleiten wird. In Agra angekommen lassen wir uns erstmal von einem der 1000 streundenden TukTuk-Fahrern in unser Hotel in der Nähe des berühmt berüchtigten Taj Mahal fahren. Aufgrund der Nebensaison herrscht ein Überangebot an allem, was Touris brauchen oder nicht brauchen. Es ist unglaublich, wie einen die Leute penetrieren um einen in ihren Shop, ihr TukTuk oder ihr Hotel zu zerren. Wir hatten unser Hotel vorgebucht, waren die einzigen Touris dort und wurden demnach von der gelangweilten Hotel-Crew auf Schritt und Tritt beobachtet. Das Hotelzimmer glich einem feuchten Schnackenbiotop, aber immerhin hatten wir ein eigenes Klo, was sich in den folgenden Tagen insbesondere für Hardy als äusserst nützlich erwies. Zwischen den Dünnschissepisoden und den Klopapier- und Colaeinkaufstouren schafften wir es dann auch noch den Taj kurz nach Sonnenaufgang zu besichtigen. Die strengen Sicherhitsvorschriften im Hinterkopf machten wir uns also kurz nach 6 Uhr morgens auf zu den Sicherheitskontrollen am Südtor. Taschenmesser, Kaugummis und Stifte sowie Bücher hatte ich im Hotel gelassen, also kann ja nix schiefgehn. Denkste… die gute Dame, die unseren Rucksack inspiziert, hält plötzlich den Haggi-Sack in den Händen und wirft uns einen irritierten Blick zu. “Its just a ball – for playing.” – “No, no, not allowed!” Bidde??? Und nu…am Eingang lassen dürfen wir ihn nicht, er könnte ja explodieren. Also ich nochmal raus und auf der Suche nach den Schliessfächern. Hardy musste ja in der Nähe des Klos bleiben ;-) Dass die Schliessfächer weiter entfernt waren, als der Taj von unserem Hotel, konnte ja keiner ahnen. Wie dem auch sei, der Haggi-Sack wurde sicherheitsgemäss untergebracht, und ich hatte unterwegs 10 Kinder an der Backe, die mir Taj-Mahal-Schneekugeln verkaufen wollten sowie eine Handvoll anhänglicher Inder, die mich durch den Taj führen wollten. Trotz der frühen Morgenstunde strömen wir letztendlich mit wahrscheinlich für dieses Bauwerk noch moderaten Besuchermassen in das Herz der Anlage – Hardy stets mit panischem Ausblick aufs nächstliegende Klo, zusammengekniffenen Pobacken und gelegentlichen Schwächeanfällen.

Das Monument schlechthin.

Safer Taj – Überzieher sind hier Pflicht!

Ob die Malai Kofte wohl drin bleiben?

Der Taj Mahal stellte sich wirklich als ein sehr beeindruckendes Monument heraus, der aber leider aufgrund der Menschenmassen (wir inbegriffen) an Charme einbüsst. Wenn man sich vor Augen hält, dass dieses pompöse Gebäude “lediglich” als Mausoleum gebaut wurde ist es schon aus einem verdammt narzistischen Gedanken entstanden, für uns aber die absolute Perfektion in Geometrie und Baukunst. So hat sich der Besuch in Agra gelohnt, auch wenn wir es, soweit wir es erfahren haben keine lohnenswerte Stadt ist, in der es von Schleppern nur so wimmelt. Hinzu kam dann noch die Dünnschiss-Episode, die inzwischen auch noch mich ereilt hatte und so verbrachten wir in Agra sehr viel Zeit in unserer Schnakenhölle und auf dem Klo, bevors dann nach 2 Tagen weiter ging nach Jaipur.

…weitere Agra/Taj Mahal Impressionen:

 

Ein einziger Basar – Jaipur

Also morgens mit nüchternem Magen (nur keine Experimente im Zug!) raus aus der Schnakenhölle; nach leppischen 7 Stunden Zugfahrt kommen wir in Jaipur an (Einfache Formel = Glänzendes Resultat: nix rein, nix raus! – somit wurde der Zug verschont ;)). Zum Auskurieren suchen wir uns ein für Jaipur’s Verhältnisse teureres Hotel und hoffen, dass es hält was es verspricht – und das tut es, schönes Zimmer, gemütliches Rooftop-Restaurant, super nettes Personal. Genau das Richtige für unsere entkräfteten Körper. Aus den geplanten zwei Nächten wurden im Endeffekt 4, aber so konnten wir doch noch durch die faszinierende Altstadt Jaipurs mit seinen endlosen Basaren schlenden und den Windpalast besuchen, neue Kräfte auf dem erholsamen Rooftop-Garden sammeln und Bekanntschaften machen, z.B. mit Nane. Wir wussten anfangs nicht, was die weisse Dame mit dem Inderkind machte – wie sich rausstellte war es Nanes Kind – Sarah bekam grosse Augen als sie meinte Shiwan wäre der Jüngste von ihren 11 Kindern (” Wow, dann warst du aber fleissig ?!”…Neeee, 11 adoptierte Strassenkinder. Nane hat vor 8 Jahren ihr erstes Waisenhaus in Jaipur gegründet, mittlerweile sind sie auf drei Häuser gewachsen und aus verschiedenen Gründen hat sie nun Halb-Waisenkinder adoptiert und sucht momentan nach einem passenden Haus für Hort, Heim und Meditationszentrum. Eine spannende Frau mit spannenden Geschichten, die uns Einblick in die krasse kulturelle Kluft zwischen Indischer Mentalität und Europa gibt.

Krankenlazarett in Klo-Flucht-Nähe
Ob die Edelsteine echt sind? Der Bart war jedenfalls echt :)
Nix los auf dem Basar…
Meine neuen indischen Freunde – oder wollten sie nur den Geldbeutel klauen?
Indisches Pendant zu Fritti-Søren: Der Samosa-Meister von Jaipur

 

Zudem strotzen wir seit unserem Besuch in Galta (einem Hindu-Tempel in einem Felstal gelegen) nur so von Chi, langem Leben und ewigem Glück. Es war mitunter ganz lustig einmal die ganzen Götter der Hindus zu sehen (einer kitschiger dargestellt als der andere) und von einem Hindu-Priester betätschelt zu werden und ein Bindi aufgedrückt zu bekommen. Obwohl wir bisher noch nicht in die religösen Tiefen vorgedrungen sind, um sämtliche Hintergründe zu verstehen, gehen wir davon aus, dass uns zukünftig nur Gutes wiederfahren wird ;-) . Hanuman – dem Gott in Affenkostüm – ist es zudem zu verdanken, dass um den Tempel Millionen Affen leben und dort Narrenfreiheit besitzen, zur Freude der Touristen. Das Gute daran ist , dass sie im Gegensatz zu den ansässigen Hinduprisetern nicht ständig um Almosen betteln.

Sarah oben ohne – und das in Indien. Wenn das mal nicht die Blicke auf sich lenkt! Egal für Hardy gibts Snacks, lecker.
Die Tempelanlage von Gatar.
Segnung mit Bagwani und heiligem Armbändchen…oder sowas in der Art
Beim zweiten Hindu-Mönch im Gebetsraum
Bindi-Hindi, Hindi-Bindi oder nur Behindi??

Seine Gedanken: “Alde bring misch ma ne Kanne Bier ran.” 

2 Unfälle an 2 Tagen – ein Grund weiterzureisen

Man sollte ja ein neu gewonnenes Glück nicht aufs Spiel setzen, und nachdem wir an zwei Tagen in zwei Verkehrsunfälle verwickelt waren dachten wir, wir versuchen unser Glück lieber wo anders – somit gings für uns von Jaipur weiter gen Westen – das glühend heisse Dreieck ist beendet – die noch heissere Tar-Wüste lag vor uns…

Fahrt auf dem Highway to hell mit todesmutigem Rikschafahrer

Achja und bei den Unfällen passierte uns bis auf einen Schock nichts Dramatisches. Bei einem hatte die heilige Kuh, welche dem Tuk-Tuk im Weg war mit Sicherheit den grösseren Schock, bei Zweiterem hatten wir wohl den grössten Schock weil wir den Motorradfahrer beobachten konnten, wie dieser voll auf unsere Fahrradrikscha zuhielt – zu dessen Verteidigung muss man sagen, dass er einem Auto ausweichen musste. Zu unserem Glück ist die Rikscha entgegen usneren Befürchtungen nicht umgekippt. Komischerweise war Den Unfallverursachern aber unser Wohlergehen weniger wichtig als die Tatsache, dass die Achse der Rikscha futsch war und das neue Motorrad seine ersten Kratzer abbekommen hatte. Das Gefluche der Inder über den anderen war gross und wir zogen es vor zu flüchten (ob der aggresive Fahrrstil an der Hitze liegt? Hier wird jedenfalls gefahren wie auf der Card-Bahn, nur ohne Reifenstapel als Puffer!) Aber nix passiert und so gings weiter in der dampfenden, propevollen Holzklasse mit dem Zug nach Bikaner oder besser in die Thar- Wüste…

…Last but not least – ein paar Eindrücke aus Jaipur:

Tschüss Nepal – Namaste Indien

Statusupdate

Wie man dem Bild unschwer entnehmen kann, haben wir schweren Herzens die hohen Berge Nepals hinter uns gelassen und sind gut in Neu-Delhi gelandet. Hier brüten wir nun bei geschmeidigen 35 Grad abends um 21 Uhr und denken uns “jetzt n kühles Pils…” aber zu crazy India, und warum es weder auf Hawaii noch in Delhi Bier gibt zu einem anderen Zeitpunkt.

Wo ist der Everest??? Woiss edda…

Scheiss Schwerkraft.

Eigentlich wollten wir noch ein paar Bilder zeigen und uns den Text gänzlich sparen, der berichtet, was wir noch in den 9 Tagen nach der Trekking-Tour in Nepal erlebt haben. Tja, hätte-hätte-Fahrradkette, der Hardy nicht mit seinen Wurstpranken statt “Bilder importieren” den “Bilder Löschen” Button erwischt und nun die Bilder in den Orkus der SD-Card gespült. Grmmmpfff…(und Data-Rescue-Programme gibts für das iPad natürlich keine)

Also müsst ihr doch etwas Text ertragen und mit den Bildern Vorlieb nehmen, die nicht verschütt gegangen sind. Jedenfalls sind die ersten Tage nach dem Trekken drauf gegangen mit Essen, Relaxen, Bericht schreiben, etwas Sight-Seeing sowie Wanderschuhe und Co. in die Heimat zu schicken…wo wir beim Punkt 1 wären:

Das nepalesische Postwesen

Wer denkt die deutsche Post wäre ein komplizierter Haufen, der hat sich geschnitten. Bei uns lief das in etwa so: Wir mit Sack und Pack zum “Main-Postoffice” in Kathmandu. Hmm aber wohin genau… die Hauptpoststelle gleicht einer heruntergekommenen nordrussischen Kaserne, nur am Eingang steht “Main Postoffice”. Ein netter Officer sagt dann “Cargo Oversea” ist im Raum B19, einfach da durch die Türe…aha…durch die Türe heisst auf Nepali jedoch soviel wie: Einmal rein ins Gebäude, hinten wieder raus, dann ums Gebäude rum und von der Seite dann wieder rein zur Türe. Dort erwarten einen dann ungelogen 10 Nepali, die, wie es scheint dem europäischen Strick- und Näh-Hype verfallen sind sowie 10 weitere Herren und Damen emsig damit beschäftigt Masala-Tee zu trinken und Quittungs-Jenga zu spielen. Das tolle ist, man ist ab diesem Zeitpunkt nichtmehr alleine. Einen Versandkarton konnten wir natürlich nicht wie geplant bei der Post kaufen, aber in Nepal ist alles second-hand, somit auch der Karton, den wir bekommen. Dieser ist nur bereits SO zerfleddert, dass er schon vom hinschauen auseinanderfällt. Wir haben versucht unsere Bedenken kund zu tun, dass der Karton doch niemals die weite Reise durchhält, aber die Antwort war immer “No worry, no worry mister.”

Los gehts: Ich packe meinen “Koffer”…

Dann gilt es erstmal eine List zu erfassen was man schicken möchte, mit dieser Liste geht man dann zu einem Herrn mit Tisch, der sagt dann “please show me…” und dann darf man wieder alle Sachen aus dem Karton auf den Tisch auspacken. Darauf nickt dieser dann, was soviel heisst wie – pack dein Schrott wieder ein. Wenn alles wieder verstaut wurde wird einem das Kartongefledder mehr oder weniger aus den Händen gerissen, man weiss nicht ganz wie einem geschieht. Denn der “Karton” wird nun so zusammengestaucht, dass kein Kubikmilimeter Luft mehr drin ist, dann kommt der nächste Nepali mit einem Leinstoff auf das Paket zugestürmt, der Mass nimmt und in Windes-Eile ein Kondom näht, in dem das Kartonungetüm verschwindet.

Dietapferen Schneiderlein

Dann wird ein weiteres Formular für den Zoll ausgehändigt, in dem man erneut den Inhalt aufführen soll (ein gutes Gedächtnistraining “Wieviel Paar Socken waren es jetzt nochmal gleich??”) , welches ans Paket eingenäht wird. Danach wird das Empfänger-Etikett angefertigt…

Im Anschluss wird alles versiegelt (noch sorichtig mit heissem Wachs und Stempel und so, das gibts WIRKLICH noch :) dann nochmal an zwei Stellen zahlen (erstmal die Verpackungskünstler, danach – nach einem weiteren Formular ausfüllen – die Versandkosten) und nach nur einer Stunde und einer total neuen aber lustigen Erfahrung hat man 18 Kilogramm Gepäck weniger, das man mit sich führen muss (wobei die 18 Kilogramm glauben wir bis heute nicht, soooviel haben wir gar nicht versendet).

Mit Wappen und Siegel versehen. Na dann kann ja nix schief gehen…

Finally: succeeded! Auch der Herr im Hintergrund war begeistert…

Und jetzt kommts: SOLCHE PAKETE KOMMEN AN!! wir dachten das ist sicher 2 Monate unterwegs, aber nach geschätzt 10 Tagen bekam meine Mom eine Nachricht, dass ein stinkendes Paket für sie am Zoll in Winnenden bereit läge. Ich stelle einfach mal die Behauptung auf, dass der Karton so gestunken haben muss :)

Was sonst noch geschah…

Nach ausgiebigem Entspannen und Sightseeing in Kathmandu sind wir dann noch für 5 Tage nach Pokhara gefahren, wollten dort eigentlich klettern gehen was sich aber als flop herausstellte – da der Fels privat von einer “Adventure Agency” gebohrt wurde, ist das klettern gebührenpflichtig und zudem sah der Fels recht schrottig aus und die Skala endet bei einer strammen 6a (justament eine Route). Deswegen waren wir lieber nochmal biken mit Blick auf die Annapurna-Kette, wandern und mit nem Nussschalen-Böötchen auf den Phewa-Lake bei Pokhara paddeln. Leider war der schöne Blick auf die Berge jeden Tag ab Mittag durch eine dicke Wolkenwand versperrt – meist dann wenn wir uns mit dem Bike oder per pedes gerade den Berg hochgequält hatten… Schade, aber das Feierabend-Bier am Balkon hat auch ohne grandiosen Ausblick geschmeckt (@volker: es gibt/gab Beweisbilder! ;) ) .

Pizzagelüste nach der Trekkingtour endlich gestillt. 1. Pizza nach 3 Monaten.

Nepali-Mütze gefällig? Meine Styleberaterin riet mir davon jedoch ab…menno.

snaaaackkkkkssss…

Durbar-Square, KTM

Welches nehmen wir denn nu?

Heilige Stupa, KTM

Um wenigstens einmal in Nepal klettern zu gehen sind wir dann doch noch von Kathmandu aus ins Kathmandu-Valley gefahren. Leider schlug gerade an diesem Tag das Wetter Kapriolen, so dass wir mehr unter dem Seilsack (als Tarp/Poncho umfunktioniert) Zuflucht vor den Regenschauern suchen mussten, als Routen zu klettern. Nunja, für die Kletterfelsen wird Nepal wohl keine Goldmedallie gewinnen, es ist quasi der Haselstein unter den Top-Kletter-Spots ;) aber was solls, die Taxifahrt dorthin war amüsant.

Abschliessend waren wir noch am Pashupatinath, einer hinduistischen Tempelanlage in Kathmandu, an denen Leichenverbrennung durchgeführt werden. Es war recht eindrücklich und gruselig, eine solche Zeremonie von der anderen Flussseite zu erleben.

– tja leider alles bilderlos. sorry!!

Attraktion der besonderen Art: Nix für Nachtblinde

Nepal ist eher was für Eulen und Fledermäuse und nichts für Nachtblinde. Nicht dass die Nepalis feiern bis in die Puppen, das gar nicht; selbst in der Hauptstadt werden die nicht vorhandenen Bordsteine bereits um 21 Uhr hochgeklappt. Vielleicht wird daher darauf verzichtet Strassenbeleuchtung anzubringen?? Oder liegts daran, dass es in Kathmandu einen Stromstundenplan gibt und die Stromsperrstunden oft auf abends fallen? Wie auch immer, so kommt man sich nach Einbruch der Dämmerung oft wie in einer Geisterstadt vor weil die einzige Beleuchtung von den Taxis kommt bei denen ausnahmsweise das Licht funktioniert, oder von Geschäften mit Dieselaggregaten.

Probleme für Traveller können sich daraus wie folgt ergeben:
a.) keine Steckdose mehr zum Kamera etc. zu Laden
b.) kein kaltes Bier
c.) kann zudem zu einem muffigen Problem werden weil Wasser und Toilettenspülungen nicht mehr funktionieren – blöd also wenn man eingeseift 6 Stunden warten, oder dem U-Boot in der Schüssel machtlos zuwinken muss bis der Strom wieder kommt.
d.) nach Regen auf dem Rückweg vom Abendessen einem miesen Pfützen-Jump&Run-Spiel ausgesetzt ist, weil man natürlich mal wieder keine Taschenlampe vorsorglich eingepackt hat und neben Pfützen darauf zu achten hat, dass man nicht über den Haufen gefahren wird

– tja auch hier leider keine Bilder, aber stellt euch ein schwarzes Rechteck vor, das kommt dem Bild recht nahe :)

Last, but not least: “No, it’s not allowed!” 

Abflug von Kathmandu. Wie immer Kletterseil ins Handgepäck, damit das aufgegebene Gepäck nicht zu schwer wird. Nachdem man drei Sicherheits-Checks hinter sich hat, sagen plötzlich die Sicherheitsbeamten vom vierten Check: “What is in your bag?” – ok zugegeben das Seil sieht etwas seltsam im Röntgen aus.

Auch nach dem Auspacken bleiben Sie aber der Überzeugung “you are not allowed to take it with you.” “why??” “because it is not allowed.” “yes, thanks, I got that point, but why?” “oh, you know, it’s not allowed…because…because it’s dangerous!” “ah really? for me its a thing of safety.” Nunja, also einer der Sicherheitsbeamten war der festen Überzeugung man könne damit jemanden strangulieren. Naja…wieso dann Gürtel erlaubt sind, bleibt fraglich aber seis drum. Nach grossem Zinober und Hin und Her ging der Rucksack statt ins Handgepäck in den Frachtraum und nicht wie anfangs angedroht aus der Maschine raus. Somit Ende gut, alles gut. Hoffen wir, es kommt in Indien zum Einsatz.

Viele Grüsse aus crazy India bei sommerlichen Temperaturen (siehe Titelbild).

 

 

 

#5 Namaste Manaslu-Trek: Ende ohne Drama.

#5 – Die Grossen im Rücken

An Subba Neischnee

Mit 50 Zentimetern Neuschnee und wieder strahlend blauem Himmel sowie einem “Good mooorning! Ohh we really lucky! Now pass no more passable…” werden wir morgens begrüsst. Heute liegt nur ein 4 Stundenmarsch vor uns – gut so, unseren Oberschenkeln hängt noch der letzte Tag nach. In ausgelassener Stimmung werden Schneeballschlachten gemacht, die drei Nepali singen Volkslieder und wir stapfen mit einem dicken Grinsen im Gesicht gen Tal durch eine wunderschön verschneite Landschaft…

GOOD MORNING! JAP bei dem Panorama auf jeden Fall.

Abschied im Schnee

Gegen den Annapurna-Strom

Nach zwei weiteren Wandertagen in der Einsamkeit durch ein wunderschönes Tag mit Märchenwäldern und zunehmend grünen Äckern stossen wir auf den Annapurna-Circuit-Trek. Hier verabschieden wir Seiji und Guide, der hier auf seine Freunde wartet, um mit Ihnen noch einen Teil des Annapurna-Treks anzuhängen.

Dear Seiji, it was really nice to meet you and share part of our trek together! You’re a great person. Also thanks again for using your water-purifier! Hope to meet you again. If you ever come to the Alps in europe let us know! Otherwise we see you in California! Looking forward to realize your Japan recommendations – we’ll let you know! :) Best wishes
 

Wir hingegen freuen uns zunehmend auf unser Trek-Ende, vorallem liegen die Highlights bereits hinter uns und so geht es relativ unspektakulär talauswärts. Seiji macht uns auf ein “Highlight” aufmerksam als er sagt: “look whats that for a monster???” denn nach 17 Tagen im völligen Off sehen wir wieder motorbetriebene Gefährte. Weiteres “Highlight” sind die Massen an Trekkern die uns entgegenkommen (unser Ende ist der Beginn des Annapurna-Treks), was wir auch nichtmehr gewöhnt sind. 100 Trekker, Guides & Porter haben wir einmal in einer Stunde gezählt. Jetzt wissen wir, dass der Manaslu-Trek WIRKLICH weniger bekannt ist.

Märchenhafter Wald

Vor uns die ersten Ausläufer des Annapurna-Massivs

Auf der Annapurna-Jeep-Road

Nanuu??

 

Last days…

Das Wetter wird zunehmend instabiler und regnerischer. Passt irgendwie zum “tristen” Teil des Treks, den wir oft auf Jeep-Roads ablaufen. Am letzten Tag wirds dann richtig nass und unsere Regenkleidung kann sich wenigstens nochmal richtig beweisen (zudem haben wir so die Regenhosen & Ponchos nicht umsonst 20 Tage mit uns rumgeschleppt ;)

super Wetter eiiiijjjj!!!

Unsere letzte Nacht und Ende unseres Treks verbringen wir in Besis Sahar. Sarah freute sich schon “bestimmt voll die guten und sauberen Hotels mit hot shower und so…” – doch das Zimmer glich eher einer Zelle, die nach Schimmel gemieft hat, und ein kaltes Rinnsaal aus der Brause kam – da waren uns die spartanischen Lodges doch lieber!! Anstossen auf den erfolgreichen Trek, letzte Runde UNO bevor es am nächsten Morgen dann mit dem Jeep zurück gehen soll nach Kathmandu.

PROOST auf die Ankunft!!

Statt wie abgemacht um 9 Uhr kam der Fahrer dann um 11:45 Uhr – und statt des Jeeps kam er mit einer Konservenbüchse. Til Jung versicherte uns im voraus er kenne den Fahrer, er sei ein guter, sicherer und langsamer Fahrer. Doch der werte Berufsakoholiker war nichts von allem. Weder nett, noch ein guter Fahrer. Wir haben uns mehr als 3mal von zwei LKW-Bouliden zermalmt gesehen. Als er dann noch zusätzlich hinter dem Lenkrad eingepennt ist, war auch Hardys Gutmütigkeit am Ende. Irgendwie schafften wir es aber nach Kathmandu und waren heilfroh als wir dem Dauerhupen und den Nahtoterfahrungen nicht weiter ausgesetzt waren.

Jetzt kratzts…endlich bald rasieren.

In diese Konservenbüchse?? Ehrlich?

Nächster Tagesordnungspunkt: DUSCHEN, RASIEREN, ESSEN GEHEN, SCHLAFEN, FRÜHSTÜCKEN, RELAXEN, ESSEN, RELAXEN…

Resumee

Um ehrlich zu sein, wir hatten es uns härter und anstrengender vorgestellt, aber unsere “Trekking-Itinery” wurde, wie sich herausgestellt hat, für zwei Ü50-jährige erstellt, weswegen viele Zeitangaben nichts mit unserer Realität zu tun hatten (und das obwohl unser Schritt durch Til Jung oft sehr gebremst wurde) – und dennoch waren wir froh als die 20 Tage Laufen zu Ende waren. Lohnend und unvergesslich ist und war es allemal. Sehr eindrücklich bleibt uns vorallem die absolute Abgeschiedenheit (selbst die Alpen können sowas nicht bieten), die einfachsten Lebensverhältnisse im Himalaya, die Herzlichkeit der Menschen, die sensationellen Panoramen (auch hier wieder ein Plus gegenüber den Alpen – sorry Schweiz! ;) das fantastische Wetter und die Einseitigkeit des Essens in Erinnerung.  Hier er noch ein paar weitere Bilder …

FIN.

ENDE GUT, ALLES GUT.

 

#4 Namaste Manaslu-Trek – Climax

#4 – Die Königsetappe

“3:00 Namaste Manaslu” zeigt das Handy = Wecker

Tag 15 – Guten Morgen…zu früh ;)

Nach einer arschkalten Nacht, in der niemand von uns allen richtig gut geschlafen hat, gehts nach Frühstück und Tee mit Stirnlampen bewaffnet und allen Kleidern, die sich zwiebelschichten liessen, los. Es geht ein fieser Wind, dazu schneit es noch leicht und ist dunkel. Schon nach den ersten Schritten müssen wir leider feststellen, dass die Nacht nicht kalt genug war, die Schneedecke trägt nicht – jeder Schritt wird zum Bingospiel – hebts oder sinkt man wieder oberschenkeltief ein? Oder halt bis zum Arsch, je nachdem, wie gross man ist. Und das morgens um 4Uhr auf 4400 Metern. Guten Morgen Lunge, ja liebes Herzchen leg noch nen Schlag drauf!!

Grundgütiger….wenn das so weiter geht. Ging es nicht, es wurde etwas besser (aus Sarahs Sicht, aber als Grösster mit dem Schwersten Rucksack wurds nur bedingt besser), zumindest was diese Hinsicht angeht. Langsam wirds hell….Morgenstimmung macht sich breit. Endlich erste wärmende Sonnenstrahlen. Aber Obacht! was ist das? Es wird schon wieder dunkel. Erste Wolkenwände ziehen auf.

Wir marschieren tapfer weiter, die Luft wird dünner und immer kälter. Irgendwann beginnt Til Jung zu rennen – zumindest für seine Verhältnisse. Der Zeitlupengang ist Schnee von gestern. (am Tag vorher meinte er “Hardy, you are strong and too fast for me, but tomorrow we have to slow down because of the height”) Und dieses Tempo in diesen Höhen! Irgendwann wird uns bewusst, was seine Sherpa-Intuition schon viel früher erkannt hatte. Das Wetter schlägt um. An Pausieren will man nicht denken, denn die Kälte wird immer unerträglicher. Der Pass ist immerhin in Sichtweite, aber es zieht sich, zudem nimmt der Wind zu und es schneit immermehr.

Atmen!

Atmen!

SOO weit hoch noch??

Erste Sonnenstrahlen…

image

Sarah & Udan noch guter Hoffnung des Wetters wegen

...noch guter Dinge...

…noch guter Dinge…

Udan links, Seiji rechts

ENDLICH! Lanke Pass – es war sausteil ;)…und kalt.

imageAls wir dann endlich den Passrücken erreichen wünschen wir uns nichts sehnlicher als ihn gleich wieder zu verlassen. Ein Schneesturm setzt ein. Sicht gleich Null, alles um uns herum in Grau. Schnell drapieren wir uns und die Kamera für ein Gipfelfoto, stopfen uns noch ein gefrorenes Snickers zwischen die Zähne und versuchen mit der noch verbleibenden Körperwärme wenigstens ein bisschen Eis in unseren Trinkflaschen in Wasser umzuwandeln. (kleiner Exkurs: toll wenn man wie Hardy 3 Liter H2O in seinem Camelback rumträgt, aber im falschen Aggregatzustand!! oder wie TilJung beim Aufstieg die einzige Thermoskanne aus dem Rucksack rutscht und in den Abgrund jagt) Der Abstieg über den Grad beginnt. Sichtweiten unter 5m, der Blizzard schlägt voll zu und zwar von der Seite, so dass uns die Schneekristalle wie Metallsplitter ins Gesicht fetzen und das rechte Nasenloch ständig zufriert. In Gedanken malt man sich die Hässlichkeit eines Erfrierungstodes aus.

Zusätzlich zum Wetter ist der Abstieg alles andere als Zuckerschlecken, über vereiste Flanken, steile Schnee- & Geröllfelder. Je weiter wir absteigen, desto angenehmer wirds wieder mit dem Schneesturm. Trotz der teilweise “prekären” eisigen Wegverhältnisse, überwinden wir die ersten 1000 Meter Abstieg in Rekordzeit und machen unsere erste “richtige” Pause (bestimmt 10 Minuten!) auf einer Gletschermoräne. Oben sieht man noch das dichte Grau des Schneesturms, vor uns liegen noch 2 Stunden gemütlicheres Laufens auf der Moräne. Die letzte Stunde wird zur Qual, hungrig und durchgefroren schaffen wir es aber nach Bimthang, unserem Tagesziel. Erstmal eine wärmende Suppe und Tee… Zum aufwärmen bleibt uns nur der Rückzug in den Schlafsack (jetzt ne Hot Shower, das wärs…aber alles eingefroren) – Zeit die Königsetappe revue passieren zu lassen und dem zunehmenden Schneefall zuzusehen.

Abstieg auf der Moräne nur noch im Graupel…

GESCHAFFT!

Gute Nacht garantiert :)

Geniessen konnten wir den Larke Pass bei diesen Verhältnisse leider nicht wirklich, auch war vom versprochenen scenic view auf die Annapurna-Kette nichts zu sehen, dafür hat es sich etwas nach Reinhold Messner & heroischer Tat angefühlt – das gute Gefühl es geschafft zu haben überwiegt. Auf den Erfolg gibts abends Tee mit Rum, für andere Getränke ist es einfach zu kalt. Und fallen alle totmüde um halb 8 ins Bett.

 

#3 Namaste Manaslu – Retardierendes Moment

Hinweis: Also Mammutlänge hin oder her, wer aufgepasst hat, dem ist bewusst, das ein Drama aus 5 Akten besteht. Also vergesst die 3…FÜNF Teile Manaslu-Trek-Bericht müsst ihr erdulden. soooorrrrryyyy…

––––––––––––––––– los gehts ––––––––––––––––––––

DREI!!

 #3 On the road again

Backwards Manaslu-Route?

Wieder zurück auf der Manaslu-Hauptroute erwischten wir ein Trekkerloch, so dass unsere einzigen Begegnungen aus Einheimischen, Portern für Baumaterial, Mulis oder Arbeitern bestand. Bis uns aber nach zwei Tagen plötzlich Trekker entgegenkamen. Hääääää? Dabei macht man den Trek doch nur in eine Richtung, weil die Passhöhe des Larke Pass (welcher auch die Königsetappe ist) von der anderen Seite kaum machbar ist. Aus der Nähe sehen wir, dass es uns bekannte Gesichter sind von den ersten Tagen. – oh shit!!! Wir hatten schon vorher von heftigen Schneefällen gehört, und im Tsum-Valley gesehen wie weit es nachts geschneit hatte, und die Mienen sprachen Bände “Pass is not passable” stand darauf.

Läd zum baden ein bei der Hitze…

Balloon? Pen? Pencil? Candy?

 

Och nöööö oder? Das ist doch Scheisse…wir hatten schon einen one-way-trip, nicht noch einen. Bitteeeeee… Das blöde war, vor uns lagen noch 5 Wandertage bis wir überhaupt in Passnähe kommen würden. Mit jeder Gruppe die uns entgegenkam wuchs die Gewissheit, den Weg wieder raus laufen zu müssen. – aber vielleicht passiert ja noch ein Wunder, oder der Yeti wirft sein Pistenbully an und planiert nen Pfad.

Auch wir haben ihn gesehen. DER YETI LEBT!…oder doch nur ein Hanuman?

Da es abends aber zumeist zuzog und wir am nächsten Morgen den Neuschnee an den Berghängen betrachten konnten, wurde die Hoffnung immer kleiner, denn so hörten wir, soll auch die Übernachtungshütte vor dem Pass wegen der Schneemassen geschlossen sein. Natürlich gab es auch etliche Gerüchte, dass zwei pakistanische Guides und ihre Gruppe vor dem Pass ausharren und nicht umdrehen wollen, oder das die Schneemassen der blitzartig einsetzenden globalen Erderwärmung zum Opfer fallen. Wir hofften eher auf eine grosse Trekking-Gruppe mit vielen Portern&Sherpas, denn mit viel Man-Power würde es die Chance erhöhen, dass wir durchkommen. Wir trafen eine Gruppe von 4 rüstigen Amerikanern (alle um die 70 – respekt!!), die mit uns die gleichen Etappen liefen. Auch deren Guide (mehr ein Climbing-als ein Trekking-Guide) war der Überzeugung, dass wir es versuchen sollten. Aber die Amerikaner waren nicht sehr davon überzeugt.

Im Angesicht des Riesen

Am Tag 10 sehen wir ihn endlich – den Mount Manaslu. Mit seinen 8163 Metern und seinen zwei Gipfelzacken ein beeindruckender Riese und der achthöchste Berg der Welt. Wir machen unseren ersten halben “Ruhetag”, wandern noch zu einer Klosterschule mit fantastischem Blick auf den Manaslu und abends entscheiden wir am kommenden Tag einen Tagesausflug weiter talaufwärts zu unternehmen, abends wieder abzusteigen, denn die Prognosen der Einheimischen und anderen Guides sind nicht vielversprechend. Grmpppffff… das wars dann wohl…Aber alleine schon diesen Anblicks wegen hat sich der weite Weg gelohnt.

Imposanter Riese – Der Mount Manaslu

Vermeintliches Gipfel-/ Umkehrbild

Am nächsten Tag gehts mit leichtem Gepäck los – den Manaslu im Blick – durch zunehmende Schnee- und Eisfelder vorbei an etlichen Yak-Herden nach Sama. Umkehrpunkt ist ein See in dem sich der Manaslu toll spiegeln soll…wenn er nicht zugefroren wäre – tja wieder Pech – statt Gipfel- gibts ein Umkehr-Gruppenbild, danach machen wir Lunch in Sama, treffen dort auf 3 fitte Franzosen mit Guide, die nicht aufgeben wollen. Uns wurmt es zusehends, doch Til Jung macht nicht den Eindruck, dass er vom Ergeiz gepackt wäre… nach dem Lunch machen wir uns an den Abstieg als wir eine Horde (ca. 12) Sherpa, Porter & Guides in einer anderen Lodge sehen. (Belustigenderweise muss man sagen, dass die Crew aus 12 bestand, die Touristen 3 !!! Koreaner waren – die gehen dann auch mal gerne mit eigenem Koch los, schlachten ihre eigenen Lämmer zum essen etc.) Auf unser Drängen hin fragt Til Jung was sie vorhaben. Der koreanische Ehrgeiz lässt ein Versagen nicht zu, die Guides machen sich lustig und sagen: Sonst heuern die Koreaner sich einfach noch ne Horde Local-People an… Sie wollen über den Pass – egal wie. Ein Hoffnungsschimmer keimt auf – vielleicht schaffen wirs ja doch auch?

…oder doch passieren lassen?

Lets give it a try

Abends entscheiden wir: Lets give it a try. Es sind noch 3 Tage bergauf bis zur letzten Hütte vor dem Pass. Wenn der Pass dann noch nicht passierbar ist, müssen wir einfach Gas geben, um in unseren geplanten 21 Tagen wieder unten zu sein. Also am nächsten Tag, diesmal mit komplettem Gepäck, wieder nach Sama – wir sehen zwei Wölfe, die vor uns aus dem verschneiten Wald rennen – danach halben Tag chillen in der Höhensonne, lesen und akklimatisieren mit Blick auf den Manaslu. Ein traumhafter Platz zum relaxen.

Und nu?? Erstmal chillen…

Neue Teammitglieder

Beim hochwandern sehen wir zudem die Amerikaner wieder. Sie haben eine Nacht in Sama verbracht und wollen an dem Tag absteigen. Als sie uns sehen, platzt es aus dem 70-jährigen Seiji heraus. Seiji, in Japan geboren, ist schon viel in Nepal unterwegs gewesen und sieht wie ein zäher Knochen aus, dem es auch nicht schmeckt wieder umzudrehen. Er möchte sich uns gerne anschliessen und mit uns versuchen, den Pass zu meistern. Auch sein Guide Arjun will nicht umkehren. Dem Rest der Gruppe war das ein zu grosses alpines Wagnis und “far over my comfort zone”. Porter & 3 Touristen gehen ins Tal, Seiji & Arjun begleiteten uns. Seiji stellte sich zudem als überaus netter und angenehmer Wegbegleiter heraus, der schon so einige Gipfel in seinem Leben bestiegen hat.

Das sind doch mal Zielbogen…

links die beiden neuen im Team Seiji & Arjun

 

Into the White

So machten wir uns am kommenden Tag zu sechst auf zur nächsten Station – Samdo auf 3850 Metern. Mit jedem Meter wurde der Schnee mehr, aus Schnee- und Eiseldern wurde eine geschlossene Schneedecke die bereits knietief war. Glücklicherweise war die Schneedecke stabil genug, sodass wir darauf laufen konnten und nicht darin herumwaten mussten. Vorbei an einem gerissenen Schafsbock und Spuren die einem nepalesischen Schneetiger gehörten ging es bergauf durch traumhafte Eis- und Schneelandschaft. Zum Glück kam uns die koreanische Gruppe nicht wieder entgegen, denn die waren unser Prüfstein mit 2 Tagen Vorsprung, ob sie den Pass schaffen oder nicht. Bereits zum Mittag erreichten wir Samdo, Dal Bhat (von den Guides gekocht, da kein Koch in der Lodge anwesend war) in der Sonne neben mannshohen Schneewächten, dann einen Akklimatisierungsspaziergang einige Höhenmeter bergauf. Im Anschluss hatten wir wieder einmal die Gelegenheit das Dorfleben auf 3800 Meter Höhe hautnah zu erleben. Hier, nahe der tibetischen Grenze, sollten wir den Tibetan Tea probieren. Ein Tee, der aus Yakbutter, Milch, Wasser und Salz gestampft wird. Til Jung informierte uns vorher, dass es in der tibetischen Kultur eine Unsitte sei keinen Nachschlag zu nehmen – also in unserem Fall keine zweite Tasse Tee zu trinken. Wir bekamen den Tee und… puuuäähhh… salzig und nach ranziger Butter schmeckend irritiert das die europäischen Geschmacksknospen gewaltig. Mit guter Miene zum bösen Spiel zwangen wir uns also zwei Tassen dieses Gebräus hinein – hoffentlich kriegen wir davon kein Durchfall, Pusteln oder sonstwas Schlimmes!! Nachmittags wurde es wieder bewölkt und ein paar Schneeflocken fielen, dazu ein eisiger Wind, der durch die Grotto-ähnlichen Lodgewände pfiff wie das Klarinettentrio der Schorndorfer Stadtkapelle – oha, hoffentlich nicht viel mehr Schnee??

Aufstieg nach Samdo…

Hassurr Tea? (man beachte den geilen Schal)

In der Megaklorolle wird der Tee gestampft

Wüäghh…Tinetan Tee runterwürgen

Der nächste Morgen – strahlend blauer Himmel – die Sonne noch hinter den Bergen daher zapfenkalt. Der letzte Tag vor der Passquerung – wieder weiter Bergauf nach Dharamsala auf 4460 Meter, dass die Luft dünner wird zeigt sich im Lauftempo und am Herzschlag. Wieder ein halber Wandertag entlang eines gigantischen Gletschers und wahnsinnigem Panorama. Nachmittags erneut akklimatisieren – bei soviel Akklimatisieren kommt man sich langsam so heroisch vor wie Reinhold Messner – relaxen, sonnenbaden bevor es dann morgen FRÜH los gehen soll. Abends wieder leichter Schneefall, wir bleiben optimistisch und mümmeln uns in unseren Schlafsäcken so gut es geht ein.

netter Ausblick. Im Hintergrund der Manaslu

Ausblick von der Lodge aus…

 

weitere Impressionen: