Ein Satz mit X: Hanoi Schnäbberdefix…

Wir nahmen also den Flieger von Vientiane (Laos) nach Hanoi, Vietnam. Schon im Flieger kam die erste Warnung, als der Käptn in schlechtem Englisch mitteilte: “Ready for landing in Hanoi, the tempature is 13 degrees, the wheather is cloudy and foggy…thank you for flighing with Laos Airlines…” – Himmelscharsch und Zwirn – der hat sich doch sicher nur versprochen, das war n Zahlendreher – der meinte SICHER 31 Grad!!! Wollten schon vor zum Käpten stürmen und uns beschweren, schliesslich waren wir bei blauem Himmel und angenehmen 28 Grad gestartet…änderte alles nix. So standen wir da in unseren Flipflops und dünnen Höschen und Shirtchen im Gateway und fingen an zu schlottern wie Espenlaub – muss an der Tageszeit liegen, ist ja bereits halb 11 abends. Das Hotel das wir zum Glück vorher schon reserviert hatten, hatte natürlich eine Klimaanlage – und als der Hotelboy diese noch anstellen wollte, intervenierten wir mit einem lauten “Hald amol du Haderlomb, zeig lieber wo die Heizung isch…”, denn es war ohnehin schon arschkalt…”Heater???” Der Hotelboy grinste schälmisch und verstand plötzlich kein englisch mehr…hmm also keine Heizung.

Der nächste Tag fing an zu dämmern – ungewöhnlich lange – besser gesagt:  wirklich hell wurde es nie, ein dickes Grau überspannte Hanoi, die Luft war feucht wie in der Dampfsauna (nur eben ohne die Wärme). – Naja dachten wir, reisst sicher noch auf – also alle wärmenden Klamotten, die wir dabei hatten rauskramen und Hanoi erkunden. Aus dem Hotel raus und – ZACK fast von einem Mofa platt gefahren worden. Wir wollten gerade eine gut schwäbische Hasstriade ablassen, was dem einfällt wie die gesenkte Sau zu fahren und ob der denn noch nie was von StVo-Regeln gehört habe, als uns die Worte im Hals stecken blieben weil noch viel mehr Mofas, Roller und sonstiges 2-Taktergefährte mit wildem Hupen auf uns zurasten und wir uns wie Freiwild fühlten. Tja, wer also denkt der Verkehr in Bangkok sei chaotisch, der war noch nie in Hanoi. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass dies die Verkehrsregeln sind:

  • rechts vor links gilt ebenso wie links vor rechts
  • wer an eine grüne Ampel sieht, fährt, wer an eine rote kommt, fährt auch – an einer Kreuzung ohne Lichtsignal fährt man aus Prinzip IMMER – Stillstand ist der Tod (Grönemeyer hat eben doch Recht ;)
  • Wer bremst hat Angst
  • Jeder freie Quadratzentimeter in einer Kreuzung ist potentiell zu befahren, egal in welche Richtung man will
  • Rücksicht nehmen ist nicht
  • Der Stärkste und/oder Schnellste gewinnt
  • Zögern verursacht Unfälle
  • Gehupt wird 1. aus Prinzip 2. um auf sich aufmerksam zu machen 3. um sich über irgendwas aufzuregen 4. um zu grüssen

der normale Wahnsinn…

Warum auch immer es hier Zebrastreifen gibt…

 

Als Fussgänger kein leichtes Spiel, denn Trottoirs gibt es keine oder sie sind zugeparkt mit 2-rädrigen Gefährten aller Art oder von vietnamesischen Grossfamilien oder Suppenküchen besetzt die Essen zubereiten. Kreuzungen zu überqueren ist wie Mario Land spielen – jump&run…oder wie wir recht schnell rausgefunden haben, einfach laaaangsam drüberlaufen (dann wird man als stillstehendes UFO erkannt und lässig bis scharf mit einem Hacken an einem vorbeigeackert) irgendwie kommt man auf der anderen Seite an.

Ansonsten ist in Hanoi alles geordnet nach Strassen. Es gibt eine Strasse da gibt es Schuhe. Und da gibt es dann NUR Schuhe…ok, das gibts ja in New York auch. So gibt es dort aber auch Shop an Shop nur Reissverschlüsse – wie war das Konkurrenz belebt den Markt?? SO geht es über Eisenwarenstrasse, Schraubenstrasse, Maschinenstrasse, chinesischen Kitschschmuck-Strasse, vietnamische Kitschschmuckstrasse, Manequin-Strasse…dem Absruden werden keine Grenzen gesetzt. Für Vergleichsanalytische Einkäufer sicher ein Traum, ich stell es mir als Alptraum vor, wenn ich, nur um ein Brett anbohren zu wollen durch halb Hanoi hetzen muss um alles beisammen zu haben.

Bia hoi – das Lebenselexier

Nach den anstrengenden Tagen durch die Strassen und Sehenswürdigkeiten in Hanoi gab es abends eine Belohnung – BIA HOI!! was soviel heisst wie: frisches Bier.

Das Spiel geht so: Man sitzt an winzigen Tischchen & Stühlchen, die einer Kindertagesstätte stibitzt worden sein könnten, und trinkt lammfromm sein frisches Bier (zum Schnäppchenpreis für sparfüchsige Schwaben von 30 Cent – für Schweizer Verhältnisse: eine Stange für 36 Rappen, wo in der Schweiz gibts denn sowas????) und bevor man dieses dann leer hat steht ein überaus aufmerksamer Vietnamese vor einem und stellt je ein Frisches hin, das Spiel ist vorüber wenn man vom Stühlchen kippt oder die Weisse Fahne schwingt und ein Entschiedenes: “oohh noo thank yooouuuu -hicks-” lallt. Grosser Spass jedenfalls, dabei dem Geschiebe und Gedränge auf den Strassen zuzusehen – beeindruckend – wer zudem noch Lust auf Lotto hat bestellt eines der Gerichte die ausschliesslich auf Vietnamesisch auf der Karte stehen – es besteht eine gefühlte Fiffti-Fittfi-Chance das es für europäische Verhältnisse essbar ist.

Na dann…Prooooost!!

…erst dachte ich sie will mir alte flipflops verkaufen, dabei wollte sie nur meine Schuhe putzen

Bisher erst 3×2 Bier bestellt. um die Matrix zu füllen braucht’s aber schon nen standhaften Bayer!!!

Nach zwei Tagen in Hanoi (das Wetter war wie erstarrt – Nebel, Kalt, Nass) hatten wir uns mit Pho-Bo, dem vietnameischen Leibgericht, einer Nudelsuppe die man zu jeder Tages- und Nachzeit schlabbern kann, vor dem Erfrierungstod bewahrt sowie leckere heiss und fettige SpringRolls als Wärmfläschchen in den Bauch gestopft und so wollten wir die Hoffnungslosigkeit des Wetters nicht hingeben. Raus nach CatBa-Island – Die einzig bewohnte Insel eines Insel-Archipel aus über 2000 Inseln.

Kaaaaaalt…aus diesem Grund die Fahnen auf halbmast?

Ein Haus wie aus Supermario Land…Das Ho-Chi Minh Mausuleum.

Köstlich Pho-Bo

 

Die Fahrt nach CatBa festigte das Bild vom normalen Wahnsinn auf Vietnams Strassen. Wir sassen in einem Omnibus, und Omnibus-Fahrer nehmen sich extremst wichtig. Unter Dauerhupen, überholen auf allen Spuren oder auch gerne dazwischen wurde geschnitten, gedrängelt und gedrückt – irgendwie schafften wir es jedoch zum Pier zu gelangen, und setzten nach CatBa-Island per Boot über. CatBa Town empfing uns mit offenen, grau-nassen kalten Armen. Ausgestorben, und von unglaublicher Hässlichkeit ragen Ferienwohnsilos am Hafen gen Himmel – eindeutig Nebensaison. Wir hatten kaum den Fuss aus der Bustüre da wurden wir schon von Heerscharen von Schleppern in Beschlag genommen die mit den “besten” Hotelangeboten aufwarteten, am Wetter konnten diese Spitzenangebote mit “sunny prices” und “scenic view balconys” halt leider auch nix ändern. Damit uns wieder wärmer wurde entschlossen wir joggen zu gehen, denn auch in CatBa sind Heizungen Fehlanzeige.

Noch guter Hoffnung!

Sicher schöner bei besserer Sicht…

Nicht nur für Tourismus, sondern auch für die Fischsosse ist CatBa bekannt.

 

Morgen wird alles besser

Der Hotel-Boy grinste nur schief als wir beim Smalltalk sagten: “If possible we want to go climbing tomorrow, maybe the weather will be better?” – was soviel bedeutete wie: Jaja, träumt weiter ihr Europäer, die letzte Sonne hab ich vor 2 Monaten gesehen…

So kam es wie es kommen musste am kommenden Tag: Noch schlechter, man konnte erahnen wie schön das Archipel sein kann bei klarer Sicht, aber mehr als die nächste Insel sah man beim besten Willen nicht und der Nieselregen fegte einem kalt im Gesicht – falsches Wetter um an der Küste zu verbringen! Unsere “Wanderung” an der Küste die wir machen wollten, endete nach ca. 3 Stunden total durchgeweicht und durchgefroren. Ein Blick auf die Wettervorhersage sagte für die nächsten 10 Tage keinen Deut Besserung für Nordvietnam voraus – Houston we have to change our plans once more.

Zurück ins Warme!

Ein Flug von Hanoi nach Bangkok war bereits gebucht, also kein Sinn nach Südvietnam zu fliegen oder auf dem Landweg zurückzuschlagen. Also Flug umbuchen und nochmal Zentral-Thailand bereisen. So endete unsere Stippvisite nach Vietnam nach nur 6 Tagen – im Nachhinein sicher eine Fehlentscheidung unbedingt nach Vietnam reisen zu wollen – wir hätten es auch ahnen können, der Lonely Planet warnte schliesslich vor dem zähen Nebel und der nassen Kälte, aber optimistisch dachten wir immer: Acchh wen interessieren schon Statistiken, vielleicht haben wir auch Glück – vielleicht eben auch nicht. So ist man im Nachhinein immer schlauer, und diese Erfahrungen reicher: Hanoi ist eine abgefahrene, anstrengende und laute Stadt, in Vietnam gibt es schlechtes Wetter, Halong Bay sicherlich wunderschön wenn die Sicht vorhanden ist, das vietnamesische Essen nicht unser Favorit, Bia Hoi mit Erdnüsschen ist köstlich, die Hupe ist die wichtigste Erfindung in der Geschichte des vietnamesischen Strassenverkehrswesens.

Wow…endlich wieder sonne

Wir starteten in Hanoi morgens bei ca. 8 Grad und landeten 1,5 Stunden später in Bangkok bei 33 Grad – boaaaahh maaannn ist das heiss hier – was ne affenhitze ;-) hier sind wir wieder richtig!

 

Hier weitere Impressionen von unserer Stippvisite nach Nordvietnam…

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